Die Welt ist ganz schön in Angst und Panik verfallen und wir haben gehörigen Respekt vor Covid-19, viele Menschen sogar wirkliche Angst. Ich kann dies sehr gut verstehen und möchte ein wenig Hoffnung verbreiten und erklären, warum ich keine Angst mehr vor Covid-19 habe, zumindest nicht vor dem Virus.
Auch ich war lange Zeit in großer Sorge. Nicht etwa, weil ich selber offiziell zur Risikogruppe gehöre, sondern vor allen Dingen, weil ich in Sorge um meine Familie war. Anfang März, als ich anfing mich konkreter mit Covid-19 zu beschäftigen, konnte noch niemand ahnen, was auf uns zukommt.
Anfängliche Angst und Unsicherheit
Nach dem, was man aus China gehört hatte, erwartete ich die Ausbreitung eines sehr schlimmen und todbringenden Virus. Ich weiß noch, als ich im Auto die Radionachrichten hörte und Herr Spahn sagte, dass wir uns keine Sorgen vor Covid-19 machen bräuchten, da es harmloser sei, als eine Grippe. Ich war mir sehr unsicher, ob man das Virus nicht deutlich unterschätzte. Ich war in Alarmbereitschaft und nahm mir vor, mir mein eigenes Bild zu machen und vorsichtig zu sein. Als Biologe und Biochemiker hatte ich schon immer ein Interesse an der Funktionsweise des Immunsystems und wie sich Viren, Bakterien und Immunsystem gegenseitig austricksen. Auch wie exponentielles Wachstum funktioniert, ist mir durchaus ein Begriff, und ich konnte daher auch ungefähr abschätzen, welche Aussagen zu voreilig getroffen wurden. Politiker haben es ja auch nicht leicht, Stellung beziehen zu müssen, wenn sie selber noch keine Ahnung von der Situation haben. Natürlich darf man dann auch nicht jede Aussage auf die Goldwaage legen. Ich verfolgte die Nachrichten und übertrug die Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) täglich in eine Tabelle, damit ich selber die Wachstumsraten nachvollziehen konnte. Denn die Wachstumsraten schienen mir in den Nachrichten manchmal etwas nachlässig angegeben zu werden. Ich erinnere mich noch gut, dass der Leiter des RKI, Herr Prof. Dr. Wieler, davon sprach, dass sich die Zahl der Infizierten alle 7 Tage verdoppeln würde, sich die Zahlen in meiner Tabelle aber bereits alle 3 Tage verdoppelten. Dabei ist der Unterschied bei exponentiellem Wachstum enorm. Wenn sich die Zahlen nämlich alle 3 Tage verdoppeln, dann steigen sie innerhalb von 7 Tagen bereits um den Faktor 6. Ich stufte daher das Wachstum und die Gefahr deutlich höher ein, als in den Nachrichten prognostiziert.
Hinzu kamen Horrormeldungen von überfüllten Krankenhäusern in Italien und ich war sehr verwundert, dass man so zaghaft war, Grenzen zu schließen und Großveranstaltungen abzusagen, denn bei der Ausbreitung von sehr ansteckenden Viren ist das Kind schnell in den Brunnen gefallen und die Ausbreitung quasi nicht mehr zu stoppen. Aber das Ziel, das uns in den Nachrichten präsentiert wurde, nämlich die Infektionskurve unter die Kapazitätsgrenze der Krankenhäuser zu drücken, sah ja auch gar nicht vor, die Ausbreitung des Virus zu verhindern. Daher war noch alles in Ordnung. Nur befürchtete ich, dass die Ausbreitungsgeschwindigkeit deutlich unterschätzt wurde. Ich empfahl daher meiner Schwester am 15.3., von nun an nicht mehr ins Büro zu fahren, obwohl ihr Chef dies noch verlangte. Die Schulen waren ja bereits ab dem 16.3. geschlossen. Mein Arbeitgeber hatte die Büros bereits am 26.2. geschlossen. Nun, ja, die Politik reagierte dann doch sehr schnell und entschlossen und die Maßnahmen wurden sehr schnell sehr streng. Aus meiner damaligen Sicht eine gute Entwicklung.
Wie stelle ich mir ein gefährliches Virus vor?
Das Virus breitete sich schnell aus, aber die Frage nach der Gefährlichkeit war damit immer noch nicht beantwortet. Ich ging vom Schlimmsten aus, wie nun auch die Politik und deren beratende Wissenschaftler. Aber mit den Ausbreitungsraten konnte ich die Gefährlichkeit nicht einstufen. Auch die Sterblichkeitsraten der WHO waren nicht sehr aussagekräftig, da sie mit Zahlen berechnet wurden, die man nicht genau kannte. Die große Frage war nun: Wie viele Tote würden wir erleiden müssen? Wie gefährlich ist die Situation für uns wirklich?
Ich fing an mir vorzustellen, was ich von einem wirklich schlimmen Virus erwarten würde: Es würden viele Menschen sterben, sehr viele Menschen sogar. Irgendwann würde es auch Menschen aus der näheren Umgebung, der Nachbarschaft oder der eigenen Familie treffen. Ich stellte mir vor, welche Angst wir dann haben würden.
Aber zunächst blieb ich bei den Zahlen. Zahlen ergeben nur dann einen Sinn, wenn man sie in Relation setzt. Bei einem Virus z.B. in Relation zu anderen Viren oder der sonst üblichen Sterblichkeit. Es sterben ja jeden Tag Menschen an allen möglichen, auch ansteckenden Krankheiten, ohne dass wir deswegen Angst um unser Leben haben. Ich setzte mir eine einfache Marke: Vor 2 Jahren sind laut RKI bei der Grippewelle etwa 20.000 – 25.000 Menschen in Deutschland gestorben. Dies war eine besonders schlimme Grippe, die schlimmste seit Jahrzehnten. Ich setzte dies als einen Referenzwert. Die Grippe war außergewöhnlich schlimm, aber eine kollektive Angst oder Panik in der Bevölkerung gab es trotzdem nicht. Ich konnte mir durchaus vorstellen, dass bei einer wirklich schlimmen, neuartigen Krankheit wie Covid-19 ein Vielfaches an Opfern zu beklagen sein müsste. Vielleicht sogar Hunderttausende. Bis heute (11.5.) sind es zum Glück nur 7.417 geblieben. Nur aufgrund der strengen Maßnahmen? Wer weiß. Im Vergleich dazu sterben laut statistischem Bundesamt jedes Jahr 344.500 Menschen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, 227.600 Menschen an Krebs und 68.400 Menschen durch Krankheiten des Atmungssystems. Im Jahr sterben etwa 930.000 Menschen, das sind 2.500 am Tag. In dem Corona-Zeitraum von etwa 2 Monaten sind also statistisch gesehen 153.000 Menschen gestorben.
Erster Kontakt zu Covid-19
Als meine Frau im März einen grippalen Infekt bekam, war unsere Hausärztin sehr entspannt und meinte, dass es keine Rolle spiele, ob es Covid-19 wäre, denn Covid-19 wäre harmlos und sie solle einfach 2 Wochen zu Hause bleiben. Interessant. Ich grübelte, ob sie die Gefährlichkeit unterschätzte. Aber mir wurde auch klar, dass es eine unglaublich hohe Dunkelziffer an Infizierten geben musste, wenn man ein so geringes Interesse daran hatte, Menschen zu testen. Die Auflagen, unter welchen Umständen man getestet werden konnte, waren zu dem Zeitpunkt sehr hoch. Das bedeutete, dass auch die Gefährlichkeit des Virus viel geringer sein musste, als statistisch belegt.
Schließlich erkrankte ein guter Freund von mir und fast die ganze Familie wurde positiv auf Covid-19 getestet. Der Verlauf war aber ausgesprochen harmlos. Auch konnte bei einer Tochter kein Covid-19 nachgewiesen werden, obwohl die beiden Töchter immer sehr engen Kontakt zueinander hatten und natürlich die ganze Familie unter einem Dach gemeinsam in Quarantäne war. Die ersten direkten Erfahrungen mit dem Virus beruhigten mich ein wenig. Mein Bild von einem Virus, bei dem ich mich nicht mehr auf die Straße traue, bröckelte. Covid-19 ist kein Ebola oder ähnliches.
Risikogruppen
Auch wurde immer deutlicher, dass schwere Krankheitsverläufe nicht nur, aber vor allen Dingen bei Menschen über 80 mit Vorerkrankungen auftreten. Wenn dies stimmt, dann spricht das für mich deutlich gegen einen außergewöhnlich gefährlichen Virus. Auch wenn es tragisch ist, wenn alte Menschen sterben, so ist dies ein natürlicher Lauf der Dinge. Wenn man alt und krank ist, dann ist Covid-19 sehr gefährlich. Aber auch andere Krankheiten, wie Grippe, Magen-Darm-Infekte oder einfache Erkältungen können zum Tode führen. Das ist seit jeher Teil unseres Lebens, ohne dass wir Angst davor haben. Und Pflegeheime fürchten auch immer schon Krankheitswellen jeglicher Art, ohne dass man sie deshalb als Isolierstationen betreibt. Das wäre ja auch gar nicht lebenswert für die Bewohner. Und seit jeher sind wir auch vorsichtig mit unseren Großeltern, wenn wir selber krank sind.
Diese Beobachtungen reichen mir, Covid-19 als ein Virus einzustufen, vor dem ich keine Angst (mehr) habe. Und damit meine ich nicht mich persönlich, sondern meine ganze Familie inklusive der älteren Menschen, die wie ich zur Risikogruppe zählen. Dies ist aber mein rein persönliches Gefühl und meine rein persönliche Einschätzung. Ich will nicht ein schlimmes Virus verharmlosen, denn das Virus würde mich nicht nach meiner Meinung fragen. Auch beobachte ich weiter und bin jederzeit bereit meine Meinung anzupassen, wenn es neue Erkenntnisse gibt, die aus meiner Sicht relevant sind.
Meine Analysen mache ich eigentlich nur für mich, um mich selber zu versichern, dass ich nicht gefährliche Fehler mache und mich und meine Familie ausreichend schütze. Aber ich möchte sie diesmal teilen, um Menschen zu beruhigen und sie vielleicht zum Nachdenken anzuregen. Jeder mag aber seine eigenen Schlüsse ziehen. Leider schürt die allgemeine Berichterstattung im Moment vor allen Dingen Ängste und trägt viele Negativ-Meldungen aus der ganzen Welt zusammen, ohne dass man das Große und Ganze wirklich versteht. Das ist psychologisch gesehen kein angenehmer Zustand.
Ich habe auch viele Menschen getroffen, die ähnlicher Meinung sind. Ich habe mehrmals von Ärzten gehört, die ihre Patienten nicht auf Covid-19 testen lassen, da sie Angst haben, ihre Praxis schließen zu müssen, wenn der Test positiv ausfällt. Auch diese Ärzte haben anscheinend mehr Angst vor den Folgen einer Diagnose, als dem Virus selber.
Typische Gegenargumente
Es wurden mir auch schon viele Gegenargumente entgegengebracht, die mich nicht umstimmen konnten. Am häufigsten ist der Verweis auf Italien, Spanien oder New York. Ich habe mich nur an Italien orientiert, als ich noch keine Daten aus Deutschland hatte. Deutschland verstehe ich einfach am besten, denn ich weiß z.B., wie unser Gesundheitssystem funktioniert und was ich von ihm halten soll. Auch kann ich die Zahlen und Vorkommnisse z.B. aus New York oder Italien nicht ins Verhältnis zu irgendetwas setzen, da ich die örtlichen Verhältnisse nicht gut genug kenne und nicht weiß, wie z.B. andere Krankheitswellen typischer Weise gemeistert werden.
Sehr früh wurde aus New York berichtet, dass die Leichenhäuser überfüllt wären. Dies kam mir sehr zweifelhaft vor, da in einer Stadt von 20 Millionen Menschen auch sonst jeden Tag sehr viele Menschen sterben müssen. Ich vermutete, dass hier Journalisten eine gute „Story“ gefunden hatten, die gerne aufgegriffen wurde, aufgezogen an Einzelbeispielen innerhalb New Yorks, die nicht repräsentativ waren. Es kann natürlich auch sein, dass New York grundsätzlich sehr nah am Kapazitätslimit arbeitet und sehr schnell überlastet ist. Auch das würde mich nicht überraschen. Aber zum Glück ist unser Gesundheitssystem um Größenordnungen besser, als das der USA.
Dass man in Brasilien Menschen nun mit Baggern in Massengräbern beerdigt, kam mir ebenso verwunderlich vor, da auch dort die Anzahl der Toten im Vergleich zu den üblichen Toten sehr klein sein musste. Oder beerdigt man dort auch sonst Menschen auf diese Weise? Ich habe nicht recherchiert, was wirklich dran ist, aber ich stufte diese Horrorbilder für meine Bewertungen als irrelevant ein.
Der schlimmste anzunehmende Fall: Covid-19 auf Schiffen
Dann sagte mir jemand, dass auf einem Kriegsschiff die Hälfte aller Soldaten gestorben seien. Das war wiederum etwas, mit dem ich etwas anfangen konnte. Denn ein Schiff ist ja tatsächlich ein sehr spannendes Beobachtungsobjekt, da hier viele Menschen auf engstem Raum ohne Kontakt nach außen untergebracht sind. Hier würden sich höchste Reproduktionszahlen ergeben und man würde beobachten, was für Auswirkungen Covid-19 im schlimmsten Fall haben könnte. Aber die Zahlen des französischen Flugzeugträgers Charles de Gaulle sind durch das Stille-Post-Prinzip falsch weitergegeben worden. Tatsächlich sind von den 1.800 Besatzungsmitgliedern 1.081 Menschen positiv auf Covid-19 getestet worden. Das ist eine unglaublich hohe Durchseuchung von 60.000 Fällen pro 100.000 Personen. In Deutschland stufen wir im Moment 50 als Grenzwert ein, der nicht überschritten werden darf. Von den Infizierten mussten nur 3 Menschen intensivmedizinisch betreut werden und niemand ist gestorben. Das Virus, vor dem ich anfangs Angst hatte, hätte einem Großteil der Besatzung das Leben gekostet. Vielleicht hätte man sogar abwägen müssen, ob es nicht zu gefährlich wäre, das Schiff zu evakuieren.
Ähnliches gilt für das Kreuzfahrtschiff Diamond Princess, das natürlich keine durchtrainierten, jungen Marinesoldaten an Bord hatte. Hier haben sich von 3.600 Passagieren 712 Menschen infiziert (= 20.000 Fälle pro 100.000 Personen) und 13 sind gestorben. Das ist schon dramatischer, aber auch noch weit entfernt von einem Virus, der mich in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Wie gesagt, auf einem Schiff gelten Extrembedingungen.
Ich bin mittlerweile davon überzeugt, dass Covid-19 ein normal „schlimmes“ Virus ist. Vielleicht schlimmer als eine Grippe, vielleicht auch nicht. Bisher habe ich den Eindruck, dass junge Menschen, die an Grippe erkranken, deutlich schlimmer getroffen werden, als von Covid-19. Und Grippe in einem Pflegeheim war auch immer schon eine Katastrophe. Aber dies ist keine wissenschaftliche Arbeit und nur mein persönlicher, momentaner Eindruck.
Krankenhauskapazitäten
Aber wie verhielt es sich mit unseren Krankenhauskapazitäten? Ich hörte von Krankenschwestern, die behaupteten, noch nie so wenig zu tun gehabt zu haben, wie im Moment, und leider auch von anderen, die auf Kurzarbeit gesetzt wurden. Da ich in den Nachrichten wenig über die Auslastung der Krankenhäuser erfuhr, schaute ich von nun an auch noch täglich in das DIVI-Intensivregister, in dem alle Krankenhauskapazitäten, die Belegung und auch die Anzahl der intensiv betreuten Corona-Patienten erfasst werden. Ich berechnete daraus die für Corona-Patienten zur Verfügung stehenden Intensivbetten und setzte sie ins Verhältnis zu den behandelten Corona-Patienten. Ich war erstaunt, dass die Auslastung im schlimmsten Fall nur bei 19,2% lag. Dies war am 15.4., dem Tag, an dem ich anfing, diese Zahl zu erfassen. Es ist gut möglich, dass die Auslastung in den ersten beiden Aprilwochen noch höher war. Am 15.4. gab es 24.834 Betten, von denen 11.611 Betten mit Nicht-Corona-Patienten belegt waren. Von den verbleibenden 13.223 Betten für Corona-Patienten waren nur 2.544 belegt. Dies war sehr beruhigend, denn es zeigt, dass unser Gesundheitssystem noch nicht so sehr im Mangel ist wie in anderen Ländern, wie z.B. Italien, Spanien oder die USA. Seitdem ist sowohl die Gesamtzahl der Betten auf 32.303 gestiegen, von denen im Moment 14.457 für Corona-Patienten zur Verfügung stehen, als auch die Anzahl der Corona-Patienten auf 1.589 gesunken, was einer Corona-Auslastung von nur noch 11% entspricht. Auch das beruhigt mich. Denn wenn Krankenhäuser überfüllt wären, dann wäre dies ein sehr schlimmer Zustand, da man dann Menschen abweisen müsste, die dringend Hilfe brauchen. Wir müssten dann (und auch wenn wir sonst zu nah an die Kapazitätsgrenze kommen) dringend in unsere Krankenhäuser investieren, um im Notfall besser gerüstet zu sein.
Was ist unser Ziel?
Nachdem am Anfang das Ziel klar war, nämlich unter der Krankenhauskapazität zu bleiben, ein Ziel, das wir zum Glück erfüllt haben, so ist nun gar nicht mehr klar, welches Ziel wir verfolgen. Nach wie vor bekommen wir jeden Tag die akkumulierte Zahl aller jemals positiv getesteten Covid-19 Personen präsentiert. Eine Zahl, die natürlich nur steigen kann und die dabei völlig irrelevant ist. Viel interessanter ist, wenn überhaupt, die Zahl der im Moment infizierten Menschen. Diese geht nach meiner Tabelle seit dem 4.4. kontinuierlich zurück, jeden Tag um etwa 6%. Heute (11.5.) haben wir nur noch 14.382 Infizierte, gestern waren es noch 15.043, vorgestern 16.113, usw. Am 8.4. hatten wir den Höchststand mit 71.694 Infizierten. Wahrscheinlich wird sich die Kurve nun abflachen, aber wir sind auf einem sehr niedrigen Niveau.
Und gerade jetzt entfacht eine Debatte über eine vom RKI geschätzte Reproduktionsrate, die angeblich gestiegen ist. Diese wird als Hinweis dafür gesehen, dass die Lockerung der Regeln gefährlich ist und zu weit geht. Die Zahl der Infizierten sinkt aber nach wie vor laut den Zahlen des RKI. Wie man auch immer diese Zahl schätzt, ist für mich nicht nachvollziehbar und der Wert scheint auch keinen Einfluss auf die sinkenden Zahlen zu haben. Aber ich halte dies ohnehin nicht als den wichtigsten Faktor und für keinen Grund, in Panik zu geraten.
Denn der Blick auf Infizierte, Reproduktionszahlen und andere Parameter sind kein Hinweis darauf, ob wir in einer gefährlichen Situation sind. Dies wäre viel mehr das steigende Auftreten von kritischen Fällen. Im Idealfall wären sogar möglichst viele Menschen mit mildem Verlauf infiziert, denn dann wären diese Menschen nach 2 Wochen immun. Ich gucke weiterhin auf Krankenhausauslastung, infizierte Personen und deren Entwicklung. Bisher sehe ich keine für mich alarmierenden Entwicklungen.
Sorge vor der Zukunft
Auf der einen Seite bin ich beruhigt, was die Gefährlichkeit von Covid-19 angeht. Auf der anderen Seite mache ich mir wirklich Sorgen um das soziale Miteinander in unserem Land. Ich möchte nicht in einer Welt leben, in der die Menschen Angst vor Viren haben, in der man sich aus dem Weg geht, um sich nicht anzustecken, in der Leute den Kopf schütteln, wenn man aus Versehen zu wenig Abstand gehalten hat, in der ich also Abstand halte, weil ich Angst habe, dass mein Gegenüber Angst vor mir hat, in der Schüler und Kinder nicht mehr die Schule besuchen können und wenn, dann in völlig unpersönlicher, steriler Abstandsatmosphäre, in einem Land, in dem man sich nicht mehr die Hand gibt, in einem Land, in dem man sich freiwillig überwachen lässt, in einem Land, in dem Wissenschaftler diffamiert werden, die die offiziellen Modelle anzweifeln oder andere Modelle vorschlagen, ein normaler wissenschaftlicher Diskurs also nicht stattfinden kann. Das ganze Miteinander kann nachhaltig gestört werden, wenn wir die Atmosphäre der Angst aufrechterhalten, nur weil ein Virus nicht völlig ausgerottet werden kann. Dass Kinder keine Nachteile haben sollen, ist dabei blanke Theorie, wenn ein ganzes Schulhalbjahr und vielleicht noch viel länger kein normaler Unterricht mehr stattfindet und sie keinen normalen Umgang mit ihren Klassenkameraden mehr haben.
Und wenn ich den offiziellen Standpunkt richtig verstehe, dann machen wir das alles nur aus Solidarität zu unseren alten Menschen oder Menschen wie mich, die zur Risikogruppe zählen. Aber ehrlich gesagt, möchte ich in so einer Welt dann gar nicht alt werden. Ich habe sogar großes Mitleid mit den alten Menschen, die von ihren Liebsten abgeschottet werden. Es ist natürlich Charaktersache, aber ich wünsche mir ein natürliches Leben, bei dem ich auch noch im Alter in Würde leben kann, auch wenn mein Risiko zu sterben natürlicher Weise zunimmt. Und wenn ich die Wahl hätte, zwischen einem schönen Lebensabend in Harmonie und einem langen Lebensabend in einem desinfizierten Raum ohne Besuch und Pflegern in Schutzkleidung, dann würde mir die Wahl nicht schwerfallen. Das ist Teil meines persönlichen Lebensgefühls. Nicht jeder mag dieses Gefühl teilen. Aber ich habe wirklich meine Zweifel, ob unsere „Solidarität“ irgendjemandem etwas Gutes tut. Natürlich umso mehr, da ich davon ausgehe, dass Covid-19 nicht so schlimm ist, wie anfangs befürchtete.
Wie kommen wir aus der Nummer raus?
Im Moment sehe ich keine Kriterien mehr, wann wir uns wieder zutrauen, normal zu leben. Anfangs war dies noch klar, nun gibt es nichts Greifbares mehr. Noch dazu gibt es völlig sinnlose Aktionen, wie eine Überwachungs-App. Denn dafür ist das Virus zu harmlos und bereits zu weit verbreitet. Wie will man Übertragungsketten verfolgen, wenn man die meisten erkrankten Menschen gar nicht kennt? Ich kann den Weg eines infizierten Menschen nachvollziehen und den Weg von 10 anderen nicht? Das macht gar keinen Sinn. Was sollte man auch tun, wenn man feststellt, dass man schon Kontakt zu mit Covid-19 infizierten Menschen gehabt hat? Sich ständig testen lassen? Oder 2 Wochen in Quarantäne gehen? Und das auf immer und ewig, da sich das Virus wohl kaum ausrotten lassen wird? Vielleicht ist man dann jedes Jahr für viele Wochen in Quarantäne. Vielleicht wird das Virus uns auslachen, weil zum ersten Mal das Immunsystem gar nicht gewinnen kann, weil die Immunisierungen der Bevölkerung langsamer ist, als die Evolution des Virus. Es wäre das erste lachende Virus mit eigener Handy-App.
Am Ende ist auch alles eine Frage der Lebensphilosophie. Ich kenne Mediziner, die mir empfehlen würden, nach jedem Gang in den Garten die Hände zu desinfizieren, und ich kenne Mediziner, die mir einen Vogel zeigen würden, wenn ich das tue, obwohl sie das gleiche studiert haben. Und jeder könnte sehr plausibel erklären, warum nur sein Ansatz richtig ist. Ob man eine ängstliche oder zuversichtliche Lebenseinstellung hat, ist nicht eine Frage der Wissenschaft, sondern auch eine Frage des eigenen Lebensgefühls, das man sich nicht wegtrainieren sollte. Und Wissenschaft ist immer kontrovers und sollte auch immer mehrere Theorien im Rennen haben, bis die Zusammenhänge komplett verstanden werden. Niemand wird exakt die Zukunft vorhersagen können.
Aber ich hoffe, dass ich mit meiner Einschätzung recht behalte und dass wir Wege finden, das tatsächliche Risiko zu quantifizieren, also etwas Besseres finden, als R-Werte oder Zahl der Infizierten, so dass auch die Gesamtbevölkerung ihre Angst ablegen kann. Denn R-Wert und Zahl der Infizierten sagt nur etwas über die Ausbreitung eines Virus, nicht über die akute Gefahr. Ich hoffe auch, dass wir das Vertrauen in die Natur und unser wunderbares Immunsystem wiedergewinnen, anstelle uns von Handy-Technik, Impfungen und Medikamenten abhängig zu machen. Schließlich kann es sein, dass es keinen guten Impfstoff gibt oder die Handy-App das Problem nicht löst. Ein Leben in kollektiver Angst oder nur noch mit Überwachung, Verbot von sozialen Kontakten und Desinfektionsmitteln kann keine Lebensperspektive sein, noch nicht einmal bei einem gefährlichen Virus.
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